Soziale Gerechtigkeit für Einheimische und Flüchtlinge

Die Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann ist gerne gekommen, um die aktuelle Situation rund um die Flüchtingsunterbringung in Zahlen zu fassen. Knapp 300 Menschen, vorwiegend aus Syrien, aber auch aus Afghanistan, Eritrea, Bangladesch, Iran und weiteren Ländern, wohnen am Anfang November in Halle in 24 verschiedenen Unterkünften. Es handelt sich hierbei um aus der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesene Menschen, die aus einer der zentralen Notaufnahmeeinrichtungen kommen.
Wöchentlich bis zu 20 Flüchtlinge erreichen die Stadt Halle, so dass jetzt vorübergehend die Turnhalle und das Lehrschwimmbecken in der Förderschule zur Unterbringung genutzt werden. Mit Hochdruck wird in der Stadtverwaltung an der Vorbereitung zweier Neubauten auf dem Grundstück der TWO sowie im Bereich Masch gearbeitet.
„Meinen herzlichen Dank möchte ich neben den Ehrenamtlichen auch den Kirchengemeinden aussprechen, die unbürokratisch viele Möglichkeiten in Gemeindehäusern zur Verfügung gestellt haben“, betont die Bürgermeisterin, die sich sehr zufrieden mit der unaufgeregten Herangehensweise des Flüchtlingsthemas in Halle zeigt.
Dass diese Wahrnehmung nicht täuscht, beweisen rund 100 Ehrenamtliche, die (nicht ausschließlich) in der Flüchtlingshilfe in Halle tätig sind. Zwei davon sind Elke und Ralf Diekhaus, die verschiedenen Familien und Einzelpersonen in vielen Dingen des täglichen Lebens unterstützend zur Seite stehen. Elke Diekhaus berichtet: „Direkt nach der Ankunft bekommen die Flüchtlinge eine Mappe mit Stadtplan und Piktogrammen, damit sie sich in Halle schnell zurecht finden. Es folgen Kontoeröffnung, der erste Einkauf und der Bezug der Unterkunft.“ Vier Flüchtlinge sind als Gäste gekommen. Sie wohnen unterschiedlich lange in Halle und ihre Schicksale machen betroffen. Mahmud, der seit zwei Jahren hier lebt und jetzt einen Ausbildungsplatz hat, spricht davon, dass er irgendwann die Bilder aus Syrien von seinem Handy gelöscht hat. „Es geht mir immer schlecht, wenn ich das sehe“, sagt er in beeindruckend gutem Deutsch. Das können die anderen Gäste (noch) nicht, die erst Wochen oder Monate in Halle leben und in Ungewissheit auf ihre Angehörigen warten. Sie sind jetzt erst einmal froh, in Sicherheit zu sein und hoffen, bleiben zu können und Arbeit zu finden.
So wie die Flüchtlinge, deren Asylantrag genehmigt wird, sind auch viele sozialschwächere Menschen auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen.
In Halle zeichnet sich Mietwohnungsknappheit ab. Um hier gegenzusteuern, hat die SPD- Fraktion einen Antrag für ein Wohnungsbauförderprogramm nach dem Vorbild der Gemeinde Steinhagen auf den Weg gebracht. Das Programm wird vom Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Bölling erläutert: „ In den nächsten fünf Jahren sollen 150 Wohnungen mit bezahlbaren Mieten geschaffen werden, die sich bei gutem Standard bedarfsgerecht und familienfreundlich präsentieren.“ Dieses ehrgeizige Ziel soll mit finanzieller Unterstützung der Stadtkasse realisiert werden. Je nach Standard werden €1,00-1,50 pro Quadratmeter über fünf Jahre, anschließend die Hälfte für weitere fünf Jahre, für Neubauten gezahlt. Diese Regelung gilt sowohl im sozialen Wohnungsbau als auch für frei finanzierte Neubauwohnungen.
Für die Flüchtlingshilfe bekommt die Stadt Halle 2015 gut 1 Million Euro, die Hälfte davon aus Landesmitteln.“ Eine komplette Refinanzierung bekommen wir nicht“, so die Bürgermeisterin„ aber wir schaffen das“.